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Ferner wurden an Bord gern Bücher allgemeinbildenden Inhalts gelesen, die Hefte über Berufsförderungen; und vor allen Dingen werden Karten und Nachschlagwerke durchgeblättert. Denn mit der Zeit tauchen die unglaublichsten Fragen auf. Da wird gefragt, ob die Kühe mehr Milch geben, wenn in der Gegend viel Radio gespielt wird, oder ob es stimmt, daß die Löcher im Käse mit Preßluft gemacht werden! Oder behauptet, daß bei Gewitter auf See kein Donner zu hören sei! Oder geglaubt, Pferdefleisch schmecke nicht gut, weil die Pferde keine Nieren hätten und alles durch die Rippen schwitzten. Da müssen dann Nachschlagwerke heran, um den Streit zu schlichten. Es ist klar, daß wir Wandkarten haben, in die der Verlauf unserer Fronten eingezeichnet wird. Sie hängen in der Nähe des "Schwarzen Brettes", wo die Bordpresse angeschlagen wird und wo auch die Rollentafel ist, die wir als Schaufenster benutzen, wo besonders interessante Bilder oder Kriegsschiffstypen, besondere Bekanntmachungen oder Zeichnungen ausgestellt sind.

Nach einer besonders langen Werftliegezeit hatte ich weit über ein Drittel neue Männer an Bord, und zwar gerade unter den Vorgesetzten. Der erste Dampfer, den ich auf dieser Fahrt sah, war ein besonders fetter Brocken, der hohe Fahrt lief. Nach langer Jagd kommen wir nachts in Schußposition, und ich sage zum 1. W.O., der seine erste Fahrt macht: "Nun schießen Sie den ersten Schuß auf den vorderen, den zweiten ganz ruhig auf den hinteren Mast." Und der W.O. will es besonders gut machen und sagt so ruhig und so leise: "Rohr 1 los!" daß der Feuerleitmann das im Turm nicht hörte. Mir schien das auch zu leise, und ich sagte ihm: "Sie müssen beim zweiten Schuß lauter befehlen." Und das tat er dann auch. Aber der Feuerleitmann hatte den Sicherungsstift von der Abfeuerung nicht entfernt. Deshalb fiel auch der zweite Schuß nicht. Er war neu an Bord, ebenso wie der Mechanikersmaat, so daß auch die Verständigung durchs Sprachrohr nicht so klappte, wie es vorher eingeübt war. Sofort ließ ich auch die beiden restlichen Rohre umschalten und schieße sie auf den Dampfer, allerdings ist die Entfernung sehr klein geworden. Die Aale sind raus. Aber nun hat der Dampfer uns gesehen, und dreht auf uns zu. Es droht eine Rammung, und die Schüsse sind vorbei! Ich will hart nach Back­bord abdrehen und befehle: "Hart Backbord, Steuerbordmaschine A.K. voraus, Backbordmaschine A.K. zurück!" Unser neuer Rudergänger legt erst einmal das Ruder nach Steuerbord, und ich muß ihn erst berichtigen, so daß das Boot nur langsam andreht. Der alte erfahrene Dieselmaat ließ den Backborddiesel auf A.K. zurück anspringen und glaubt, daß der neue Maat am Steuerborddiesel durchdreht, weil er nun A.K. voraus läuft. Er springt hinzu und schaltet auch den Steuerborddiesel auf Rückwärtsgang um. Nun stand ich da mit beiden Maschinen A.K. zurück und falscher Ruderlage. Aber es ging klar, und wir jagten den Dampfer weiter. Er drehte nun auf und fuhr die entscheidende Seemeile schneller als wir. Wenn dann die Erkenntnis da ist, du kriegst ihn nicht mehr, die ganze Sache ist vermasselt, dann ist das zum Heulen. Aber man darf nie weich werden.

Eines Tages gab es einen Riesenknall mitten in der Nacht. Wir dachten an Fliegerbomben oder sonst ein Malheur. Statt dessen war die Wand der Regelzelle geplatzt, und die Luft war mit lautem Getöse entwichen, zugleich war die Untertriebzelle beschädigt und unbrauchbar geworden. Das Manometer war einwandfrei kontrolliert worden und hatte keinen zu hohen Druck angezeigt. Man muß aber nicht nur auf den Druck schauen, der am Manometer steht, sondern man hat darauf zu achten, daß das Manometer an sich in Ordnung ist und nicht bei 10 Atü klemmt.

Oder wir stellen 3 Tage nach dem Auslaufen fest, als endlich mal die Sonne die tiefhängenden Wolken durchbricht, daß sie zur Mittagszeit gar nicht im Süden steht, sondern im Südosten. Der Kompaß schien völlig in Ordnung, so daß der L. I. dem Kommandanten nach einiger Zeit meldete: "Kompaß ist klar, Sonne muß falsch stehen."

Nach mehreren genauen Ortsbestimmungen hatten wir es genau heraus, daß wir 3 Tage lang einen um einige 30 Grad falschen Kurs gesteuert hatten und unangenehm nah an Minenfelder geraten waren. Aber der Kommandant ist immer selber daran schuld. Ich hatte mich nämlich nicht darum gekümmert, daß beim Auslaufen der Kreiselkompaß durch Landpeilungen verglichen wurde.

Ich habe eine Fahrt lang einen sympathischen Obersteuermann gehabt, der aber die ständige Eigenschaft hatte, leicht durchzudrehen. Wir fuhren durch ein eigenes Minengebiet, und ich sagte zu ihm: "Morgen früh um 3.00 Uhr müssen Sie anfangen, zick-zack zu laufen, weil es dann hell wird und wir mit feindlichen U-Booten rechnen müssen; und morgen früh um 5.00 Uhr machen wir eine Kursänderung von 300 Grad auf 270 Grad."

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