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Schach- und Skatturniere sind einfach durchzuführen. Durch Lautsprecher und Presse wird der Stand der Runden bekanntgegeben, und die ersten zweimal ist alles mit Schwung dabei, aber später wird auch das langweilig, und man muß sich wieder etwas anderes ausdenken. Da sind die Feste und Feiertage, die man schön gestalten kann. In der Adventszeit brannten in jedem Raum die elektrischen Adventskerzen auf Tannenkränzen, die aus zusammengedrehten Handtüchern und grünbemaltem Lokuspapier hergestellt waren. 14 Tage lang war die Weihnachtsbäckerei in Betrieb, und jeder durfte auch mal daran naschen, genauso wie zu Hause. Zum Weihnacht-sabend steht im festlich geschmückten Bugraum ein selbstgemachter Weihnachtsbaum. Es erscheint der Weihnachtsmann, der in den Tropen nur ein Bettlaken umgehängt trägt, und schenkt jedem Soldaten Süßigkeiten und ein Buch mit Widmung, alles natürlich von schönen Versen und Redensarten begleitet. Wir haben Weihnachtslieder gesungen, und der Kommandant hat eine Weihnachtsansprache gehalten. Nach der Feier wurde in den Räumen an den festlich geschmückten Tischen Abendbrot gegessen. Die Offiziersmesse wurde aufgelöst, und die Offiziere verteilten sich auf die Räume.

Über die Äquatortaufe ist nichts Neues zu sagen. Sie wird von langer Hand vorbereitet und kann auch trotz erschwerter Luftlage zwar im beschränkten Umfang, aber schön durchgeführt werden. Der erzieherische Wert der Taufe ist nicht gering, wenn sie hart genug durchgeführt, wird. Ich bin der Auffassung, daß die jungen Soldaten es einmal erleben müssen, wie viele Plagen ein gesunder Körper aushalten kann, und es bleibt für den Kommandanten nur übrig aufzupassen, daß die Härte nicht ausartet.

Wenn einer Geburtstag hat, dann ertönt über die Lautsprecher das "Geburtstags-ständchen" von "unserm" Paul Lincke. In der Zentrale erscheinen der Kommandant und die Offiziere mit einer Dose Obst, einem Kuchen, einer Flasche Kognak, und jeder bekommt einen Schluck ab zur Feier des Tages. Und das "Geburtstagsständchen" wird so lange gespielt, bis die Zeremonie beendet ist. Wir sagen auch sonst manches an Bord mit Musik. Wenn getaucht wird, dann erfährt es die Frei- wache dadurch, daß sie den schönen Einsteuerumgsmarsch hört: "Wir schaffen es schon, wir schaffen es schon, wir werden das Ding schon dreh'n", den wir unserem L. I. spielen, wenn er sich um die Tiefensteuerung müht. Und wenn sich die Wache klarmachen soll zum Auftauchen, dann erfährt sie es durch den Marsch: "Heut stechen wir ins blaue Meer".

Wenn wir Walfische sehen oder gar ein Toter irgendwo mit riesiger Ölspur herum-treibt, wenn Rettungsboote zu sehen sind, wenn es gewittert, ein Elmsfeuer oder ein Nordlicht zu beobachten ist, wird die Besatzung - wenn möglich - einzeln heraufgeholt, damit auch sie diese Erscheinungen miterleben kann. All dies sind natürlich Kleinigkeiten. Man kann sie lassen, man kann sie auch ganz anders machen. Aber man darf nicht verkennen, daß sie in ihrer Gesamtheit das Leben und den Geist an Bord beeinflussen.

Geistige Führung und Truppenbetreuung

Die Männer müssen wissen, wofür sie kämpfen, und sie müssen bewußt und gern ihr Leben dafür einsetzen. Da gilt es, eine gewisse passive Lebensauffassung bei manchen zu beseitigen.

Sonntags tauche ich manchmal und mache unter Wasser eine Musterung und erzähle ihnen etwas vom Reich, vom jahrhundertelangen Kampf darum, zeige ihnen die hervorragendsten Gestalten unserer Geschichte; alles unter dem Gesichtspunkt des Ringens um die Verwirklichung des Reiches. Ich spreche mit den Unteroffizieren allein über das Thema Frau und andere Dinge, die man mit ihnen leichter behan­ deln kann als mit der ganzen Besatzung zusammen. Ich lasse die Offiziere Vorträge halten über Dinge, die ihnen liegen. Der L.I. z. B. spricht über die Kohle als Rohstoff. Ein W.O. über den Atlantik, seine Tierwelt, über den Golfstrom, Fliegende Fische, Passat. Dinge, die zur Allgemeinbildung eines jeden Seemannes gehören.

Solche Vorträge wirken sich auch als gute Freizeitgestaltung aus. Wenn den Soldaten etwas in ihrer Sprache nahegebracht worden ist, dann unterhalten sie sich oft tagelang darüber, denn der U-Boot-Mann verbringt ja einen großen Teil seiner Freizeit auf der Koje liegend bei einem Rees mit seinen Kameraden.

Sie werden dadurch auch angeregt, zu guten Büchern zu greifen. Man kann auch dieses oder jenes in den Bugraum "lancieren", Gespräche darüber anregen und so das Interesse für gute Bücher wecken.

Freilich gehört dazu, daß der Offizier sich auch zu seinen Männern setzt und mit ihnen klönt. Wenn er kommt, dann darf die Unterhaltung der Männer nicht plötzlich abgestoppt werden, sondern sie sollen sich darüber freuen, daß sie sich mit einem älteren Kameraden über Dinge unterhalten, die ihnen noch unklar sind.

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