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Claus Bergen als politischer Marinemaler

von Lars U. Scholl

Zur Charakterisierung der Marinemalerei in Deutschland gegen Ende des 19. Jahrhunderts schrieb der Marinemaler Willy Stöwer (1864-1931) in seiner Autobiographie, daß noch überall im Volk, besonders im Binnenlande, das Verständnis für Seewesen und Schiffahrt fehle. Eine Änderung brachte erst "der neue Kurs" Wilhelms II. nach der Entlassung Bismarcks. "Weltpolitik als Aufgabe, Weltmacht als Ziel, Flotte als Instrument" lautete die neue Devise. "In dieser Zeit . . . stieg ich in ein Spezialgebiet - die Seemalerei - hinein, die eigentlich im deutschen Vaterlande bisher recht stiefmütterlich behandelt worden war. . . . Hier war ein großes ergiebiges Feld für künstlerische Tätigkeit vorhanden, und da das Seeinteresse im Volke seit dem Regierungsantritt des jungen Kaisers Wilhelm II. auch stetig wuchs, so begann für den Marinemaler eine aussichtsreiche Zukunft."
Im Gegensatz zu anderen Zweigen der Malerei war also die Entwicklung der Marinemalerei im Bewußtsein eines ihrer führenden Repräsentanten eindeutig von bestimmten politischen Konstellationen abhängig. Der akademischen, stärker noch der Landschaftsmalerei verbundenen Marinemalerei in Deutschland, die ihren Anfang mit dem Maler Andreas Achenbach (1815-1910) in Düsseldorf nahm und die wesentlich dem Einfluß der Kopen­ hagener Akademie unter C. W. Eckersberg (1783-1853) ausgesetzt war, stand der Autodidakt Stöwer trotz aller Wertschätzung fern.
In seiner Monographie über den Marinemaler Hugo Schnars-Alquist (1855-1939) setzte Hunold 1925 die politische Marinemalerei deutlich von der übrigen Marinemalerei ab. "Während tüchtige Marinemaler wie Hans Bohrdt, Carl Saltzmann, Willy Stöwer oder Hans von Petersen die wachsende Kriegsflotte verherrlichten, hat Schnars-Alquist sich abseits gehalten und ist der Darstellung des Ozeans nachgegangen, die er dann und wann mit der Staffage friedlicher Segler oder Dampfer ausstattete. Marinemalerei und Hochseemalerei sind völlig voneinander verschiedene Dinge." In Anlehnung an diese Differenzierung und die bei Meyer-Friese gemachten begrifflichen Unterscheidungen können Bilder, die die Demonstration von politischer und militärischer Macht auf See zum Thema haben, der politischen Marinemalerei zugerechnet werden. Sie floriert besonders in Zeiten eines maritim begründeten Nationalismus. Neben der Kriegsmarine können auch Motive aus der Handelsmarine und der Sportschiffahrt dargestellt werden, wenn sie sich für Vermittlung einer politischen Aussage eignen.

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